RTF Immendorf

RTF – unschöne Abkürzung für den doch sehr deutschen Begriff Radtourenfahrt. Nachdem geklärt ist, dass es sich hier nicht um das Rich Text Format handelt, was ist denn so eine Radtourenfahrt. Bis zur Mitte des Jahres war mir der Begriff auch noch nicht klar, sollte aber sowas wie ein organisiertes Radrennen ohne Rennen sein.

Eingeladen von der Triathlonabteilung des TPSK war der Treffpunkt Immendorf um 8 Uhr ausgeschrieben. Der Wecker nervte ab 6 Uhr und ich schwang mich kurz nach 7 Uhr auf das Rennrad, um pünktlich im kurz vor Godorf gelegenen Immendorf anzukommen. Ich bin noch nie so gut durch Köln durchgekommen und bei noch regenfreiem Wetter ging es ein Stück am Rhein entlang. Kurz vor 8 Uhr war ich dann auch da und hier beginnt schon eine Besonderheit. Eine RTF startet nicht um eine gewisse Uhrzeit, sondern es gibt ein Startfenster und einen Kontrollschluss. Genauso gibt es nicht eine Strecke, sondern es gibt mehrere Längen je nach Geschmack: 43, 73, 111, 151 und 201 (Marathonrennen). Man darf seine Veranstaltung aber nicht einfach RTF nennen, denn der Bund Deutscher Radfahrer möchte ein paar Punkte erfüllt sehen. Dazu zählt zum Beispiel die Ausschilderung der Strecke. Teil der RTFs ist meist auch ein Frühstück und ein Imbiss, sowie Verpflegungsstellen unterwegs, die schon vor der Fahrt vom Verein gelobt wurden. Macht man regelmäßig bei RTFs mit kann man auch Punkte je nach Distanz sammeln, eine entsprechende RTF-Wertungskarte gibt es für Mitglieder des BDR.

Die Stimmung kann man in etwa mit einem Volkslauf vergleichen – nur entspannter – denn es gibt keine Sieger. Das Publikum war positiv gemischt: von Radvereinen mit etlichen Mitgliedern, geht es über Fashionfahrer bis hin zum Freizeitfahrer mit Cityrad.

Kurz nach 8 Uhr waren wir versammelt und ich meldete mich als Trimmfahrer an, was mir eine Startnummer bescherte, die erst mal am Trikot befestigt sein wollte. Die Streckenlänge muss hier noch nicht angegeben werden, sondern kann später während der Fahrt entschieden werden. Bei der vorgefundenen Strecke war der erste Teil aller Streckenlängen identisch. Es ging los und geschätzte 1000m nach dem Start ereilte uns der erste Platten in der Gruppe. Gerade beim Rennrad keine Seltenheit, denn der hohe Druck kombiniert mit sehr dünnen Slicks ist bei spitzen Gegenständen wie Glas oder kleinen Steinchen sehr empfindlich. Nach einer schnellen Wechselzeit ging es dann weiter und ich war froh, dass der angekündigte Schnitt von 32km/h nicht ernst gemeint war. Im Prinzip entscheidet jeder selber sein Tempo bei einer RTF, allerdings ist dies in Gruppen natürlich anders. Weitere fünf Kilometer später war der gleiche Reifen erneut platt, wobei wir den Armen erst mal zurück ließen, um ihn aber später bei der ersten Verpflegungsstelle wieder in die Gruppe zu integrieren. Ich hatte mir vorgenommen die 73km Runde zu fahren, da ich einerseits noch wenig Erfahrung mit Strecken über 100km habe und auch noch eine An- und Abfahrt von über 30km hatte. Ich dachte, dass der Rest der Gruppe gesammelt die 111km in Angriff nehmen wollte, war dann aber erfreut, dass noch jemand die 73km Runde fahren wollte. Der angekündigte Regen kam dann natürlich doch, war aber nicht so lange und intensiv, dass man richtig nass wurde (das hatte ich schon gestern hinter mir). Die erste Verpflegungsstelle lies auf sich warten und kam nicht nach 20km sondern erst etwas später. War aber nicht schlimm, denn das Schützenheim versorgte uns mit Waffeln, Rosinenbrot mit Marmelade, Getränken und Bananen. Einfach klasse, denn man muss sich morgens eigentlich nur sein Rennrad schnappen und für alles andere ist gesorgt. Am Start bekam man noch eine Stempelkarte, die hier ihren zweiten Stempel bekam und belegte, dass man auch die Strecke gefahren ist. Auf der Rückseite der Stempelkarte waren alle Orte gelistet, um eine grobe Orientierung zu haben. Allerdings war die gesamte Strecke sehr vorbildlich ausgeschildert. Sogar Gefahrenstellen, wie steile Abfahrten waren gesondert markiert und ließen ein sehr entspanntes fahren ohne Wegsuche zu. Nach einer kurzen Erholung ging es dann weiter und die Strecken für 73km und 111km trennten sich. Nach der Verabschiedung der anderen 4 Fahrer zogen wir zu zweit weiter unsere Bahnen und machten mit dem weiter, was wir auch vorher gemacht hatten: strampeln und quatschen. Es kam also nie die große Hatz auf, bei der im Kreisel rotierend Windschatten gefahren wird, sondern im Vordergrund steht das Erlebnis. Die Strecke war schön, allerdings für die anderen nicht so spannend, da eine RTF vor wenigen Wochen eine sehr ähnliche Strecke gewählt hatte. Nach rund weiteren 10km die nächste Kontrollstelle, die mit Waffeln lockte. Den einzig richtigen Anstieg hatten wir bereits am Anfang hinter uns gelassen und so rollte es gut vor sich hin. Mit einem geschätzten Schnitt von 28km/h näherten wir uns Richtung Start/Ziel. Dort angekommen lockte eine riesige Kuchenauswahl, ein Grillstand und ein Getränkewagen. Also gemütlich eine Bratwurst verzehrt und noch ein Stück Kuchen als Proviant für zuhause mitgenommen. Die Bierbänke draußen und in der Turnhalle waren gut belegt und verströmten auch eine sehr schöne Stimmung. Zitat vor der Fahrt aus dem Verein: das schönste an der RTF ist die Geselligkeit danach.

Hier noch meine Strecke:

  • Immendorf
  • Godorf
  • Wesseling
  • Urfeld
  • Sechtem
  • Waldorf
  • Heimerzheim
  • Dünstekoven
  • Mohrenhoven
  • Peppenhoven
  • Niederdrees
  • Oberdrees
  • Odendorf
  • Essig
  • Ludendorf
  • Ollheim
  • Müggenhausen
  • Metternich
  • Rösberg
  • Sechtem
  • Wesseling
  • Berzdorf
  • Meschenich
  • Immendorf

Sicher nicht meine letzte Radtourenfahrt, denn die Organisation, Geselligkeit und das Training passten einfach. Auch wenn man alleine startet ist man eigentlich nie alleine. Es gibt eigentlich überall auf der Strecke Radfahrer in unterschiedlichen Tempolagen. Traditionell ein Dank an die Veranstalter, die sich alle Mühe gaben diese Veranstaltung so toll über die Bühne zu bringen.

Der Tacho zeigte zuhause 112km an und es wäre noch etwas gegangen. Ohne die Anfahrt steht also der nächsten Streckenlänge nichts mehr im Wege. Jetzt noch das Ende der Touretappe schauen und hoffen, dass sich die Verspannung im Nacken bis morgen lockert.

Update:

Hier ein paar Eindrücke von unterwegs: http://www.pixum.de/slide/4398771

Wie ich heute gehört habe, sind wir sogar die größte gemeldete Trimgruppe gewesen und haben einen Pokal erhalten.

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