Sport – eine Rückbetrachtung und die Frage der Motivation

Sport ist…

  • Mord
  • Hobby
  • Leben
  • Motivation

Was ist Sport für dich?

Ich denke ich kann die Frage für mich mittlerweile gut beantworten und weiß auch sehr genau, was Sport nicht für mich ist.

Sport in einem Gewissen Umfang ist für mich lebensnotwendig, da es mir mehr Zufriedenheit und ein gutes Körpergefühl gibt.

Sport ist nicht mein Leben und dient auch nicht zur Motivation.

Viele Jahre hat Sport mein Leben stark beeinflusst, ohne dass mir eine besondere Gabe im Sport gegeben ist. Nach einer Zeit von kürzeren Läufen, wechselte ich zum Halbmarathon und später zum Marathon. Das tolle am Sport ist, dass er gerade zu Beginn eine unglaubliche Befriedigung mit sich bringt, die in immer wieder neuen persönlichen Bestzeiten und Rekorden endet. Gleichzeitig entwickelt sich der Körper zu einem besserem und alleine das ist motivierend und hat zu einem gesteigerten Selbstwertgefühl beigetragen. Da Marathons aber nicht das Ende sein sollten, begab ich mich 2009 zum Triathlon. Erst kurz und dann länger, wobei ich es über mehrere Jahre mit der Halbdistanz aufgenommen habe.

Hier passierte etwas interessantes. Kommt man von anderen Sportarten, so gibt es im Hobbybereich Trainingspläne und regelmäßigen Sport. Der Triathlet hat aber so viele Sportarten als Hobbysportarten unter einen Hut zu bringen, dass ein tägliches Training, vollkommen normal für viele ist. Man begibt sich in eine Community, deren Pensum locker mit einer Teilzeitstelle mithalten kann und deren Optimierung von neuen Rekorden kein Ende kennt.

„Ach du läufst Marathon“, super, ich bin auch jedes Wochenende auf einem Marathon und habe bald meinen 100sten Marathon auf der Liste. Ach du fährst Rennrad, kommst du am Sonntag mit auf die 200km 8h Ausfahrt in bergigem Terrain? Du schwimmst und kannst kraulen, dann machst du doch auch in zwei Wochen beim 24h Schwimmen im Hallenbad mit.

Man kommt sich in dieser Community unglaublich klein vor und hat das Gefühl unglaublich unsportlich zu sein. Man wird angetrieben und motiviert und ein guter Urlaub besteht aus einem Trainingscamp mit Frühschwimmen von 7-8 Uhr, einem ausgedehten Frühstück und einer Radausfahrt von 120km in schönen Ecken Mallorcas verbunden mit einer anschließenden Laufeinheit von 8km. Um das zu verkraften, schwingt man sich noch zur Streching-Gruppe von 17-18 Uhr, um frischgeduscht das 2,5fache Abendessen zu verschlingen und um 21 Uhr eine enorme Bettschwere zu empfinden. Alle 3-4 Tage ist dann ein Pausentag angesagt, denn der Körper muss auch regenerieren und so kann man dann auch mal Sportarten abseits des Triathlons kennenlernen.

Macht das Spaß? Klingt nicht danach, aber ja. Es macht Spaß. Sehr viel sogar. Draußen an und in der Natur unterwegs zu sein und etwas Gutes für seinen Körper zu tun, macht Spaß. Was aber passiert, wenn man dies über mehrere Jahre macht? Man wächst tiefer mit dieser Community zusammen. Es wird ein Meet and Greet und man trifft sich zum jährlichen Trainingscamp, auf Radtouristikfahrten der Rennradvereine und auf den üblichen Laufveranstaltungen wieder. Das Highlight sind natürlich die lokalen Triathlons, auf denen man jubelnd über die Strecke geschickt wird.

Klingt super, gibt es auch einen Haken? Ja, denn es gibt plötzlich keine Limits mehr. Die Zeit, die andere investieren, die Umfänge und Distanzen die bewältigt werden, zeigen einem auf, dass es immer höher, schneller und weiter gehen muss. Betrachtet man das aber in Relation zu seinem Leben, so ist da noch ein Job, Familie, Freunde und ein Lebensunterhalt, der verdient werden will. Denn beim Triathlon ist eines sicher: er bringt kein Geld für einen Hobbysportler und benötigt immer mehr Zeit. Kaum einer baut ein Business aus oder um den Triathlon. Im Vereinssport gibt es zwar Liga-Bereiche, aber hier kommen wirklich nur Top-Athleten hin. Es mag sich zwar ändern, aber Triathlon ist eben kein Fußball, der extrem stark vermarktet ist.

Die Motivation, die den Sport begleitet ist das immer neue Streben nach persönlichen Rekorden. Sei es die neue 10km Laufbestzeit oder die Radtour über eine Distanz, die man so noch nie in seinem Leben hinter sich gebracht hat. Das kommt aber nicht mehr über ein kontinuierliches Training, denn die Fortschritte werden über die Jahre immer geringer. Ein erhöhter Zeitaufwand und ein gesteigertes Trainingspensum sind die Folge. Damit einher geht dann aber auch die Verletzungsgefahr und Überlastungserscheinung. Zu den Trainingseinheiten kommt dann die wöchentliche Sportphysiotherapie, um die schlimmsten Beschwerden zu mindern und weiter trainieren zu können.

Immer mehr Gespräche drehen sich darum, dass man gerade pausiert, weil hier oder dort etwas Zwickt, man aber in 2 Wochen wieder am Start ist. Oft ist es dann wie beim Rentnerstammtisch und immer mehr Beschwerden werden ausgetauscht. Beschwerden bei Personen, die wie ich ich noch nicht mal einen Blumentopf bei Wettkämpfen mit nach hause nehmen werden und nur gegen ihr Ego antreten. Ist Sport dann noch gesund? Nein. Wenn man bei 20h Sport die Woche neben Vollzeitjob und pedeln ankommt und die erste Einheit morgens um 6 Uhr absolviert und das letzte Training um 21.30 Uhr zuende geht. Dann wird Sport zum Stress. Die persönlichen Rekorde werden zudem bei 2-3 Events aufgestellt. In meinem Umfeld damals beim Ironman in Frankfurt oder der Langdistanz in Köln. Vom Umfang her schafft man gar nicht mehr. Das bedeutet aber auch, dass die Motivation aus persönlichen Bestzeiten aus 1-2 Tagen im Jahr besteht, für die das ganze Jahr trainiert wird. Erkältungen, Verletzungen, ein schlechter Tag … können ein ganzes Jahr der Entbehrung zunichte machen. Ist das dann motivierend? Nein, es kann ein sehr tiefes mentales Tal bedeuten, in das ich zum Glück nicht stürzen musste.

Plötzlich drehen wir uns also nicht mehr um positive Motivation, Gesundheit und einen Ausgleich zum Job, sondern sind im Gegenteil gelandet. Verabschiedet man sich dann aus dieser Spirale, stellt man fest, dass viele Freundschaften an die gemeinsamen Radtouren, das Trainingslager oder die Fahrt zum Wettkampf gekoppelt waren. Die Community lebt noch, aber lebt ihren Sport, der Abseits eben nicht mehr stattfindet. Dabei ist diese Einzelsportart natürlich auch durch ein sehr starkes Ego geprägt, um überhaupt diese Ziele zu erreichen. Ich habe großen Respekt vor diesen Leistungen, denn es steckt eine Menge dahinter.

So ist es gut einen gesunden Abstand dazu zu gewinnen und wieder den Spaß am Sport in den Vordergrund zu stellen. Ich möchte die Zeit nicht missen, bin aber auch froh, mehr Glück im Leben zu empfinden, denn ich kann meine Motivation aus anderen Bereichen, als neuen persönlichen Bestzeiten ziehen. Kein Sport ist auch keine Option, aber die Mäßigung ist wichtig. Dafür braucht man aber auch das Leben neben dem Sport. Ich bin mittlerweile glücklich verheiratet und ein Fan des Minimalismus. Dazu aber hoffentlich bald mehr in diesem Blog.

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